In seiner zweiten Einzelausstellung in der KALI Galerie Luzern erweitert Jason Rohr (*1999/CH) mit Malerei und Skulpturen einen polemischen Grat der Visualität. Indem er die unheimliche Form der Kernfamilie als offenes Thema aufgreift, übernehmen seine Werke die Rolle von Requisiten, welche die Wendepunkte und Dynamiken des Kunstschaffens und der Künstlerfigur materiell und performativ umsetzen.
Man bewegt sich zwischen den sich gegenseitig ausschließenden Polen der Bilder, die scheinbar von ihren Bedeutungen und Ursprüngen losgelöst sind. Wie Artefakte, die in der Wolke der soziokulturellen Bewegungen verschwinden, die mit der Zeit bereits weitergezogen sind. Ebenso wie der Drang zur Kontextualisierung und Klassifizierung, der das eigentliche Potenzial hybrider Formen hemmt.
Rohr verwendet verschiedene Technologien und Medien, durch die sein Vokabular widerhallt und sich in die von ihm verwendeten Materialien einschreibt. Der kulturelle Algorithmus der Kernfamilie wird durch geformte Leinwände, Seiten eines fiktiven Fotoalbums, 3D-modellierte Rahmen und Porträts wiederholt, um eine Übersicht darüber zu erstellen, wie Darstellungen einer fiktiven Familie und ihres Nachlasses zu einer synthetischen Nostalgie zusammenfließen.
Rohr ist in einer Zeit aufgewachsen, in der die Technologie allmählich bestimmte Aspekte der menschlichen Beteiligung ersetzt, und seine Praxis ist von der Verlagerung des Kunstschaffens auf die Kontextualisierung von Inhalten geprägt. Indem er sich sowohl den klassischen Konservatismus von siebenhundert Jahren Malerei als auch das Digitale zunutze macht, beschreibt er eine mehrdeutige Vorstellung von dem, was Familie ist oder sein kann, und spricht von einer Visualität, die sich ständig verändert.
Er gehört zu einer Generation, die generative Technologien und ihren Output durch Erzählungen entzaubert und die Modelle nutzt, um Inhalte für ihre subkulturellen und hyperspezifischen archivartigen Feeds anzuhäufen und das Subkulturelle zu einem dominanten visuellen Diskurs aufzublähen.